Ad Astra-Urgestein Roger Berchtold in Unihockey.ch

In der Dezember-Ausgabe von Unihockey.ch erschien ein Beitrag über unser Urgestein Roger Berchtold. Diesen Bericht möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten.

 

Roger Berchtold gehört bei Ad Astra Sarnen zum Inventar. Der zuverlässige und vereinstreue Verteidiger über die Ambitionen des Vereins und seinen persönlichen Werdegang.

Text: Constantin Streiter 

 

Ad Astra Sarnen gehört zu jenen NLB-Teams, die mit dem Sprung in die höchste Liga liebäugeln. Ein eingespieltes Team auf und neben dem Feld hat sich in den letzten Jahren Schritt für Schritt professionalisiert. Die Kommunikation dieses Ziels Aufstieg verläuft allerdings etwas weniger offensiv als etwa bei Basel Regio oder Floorball Thurgau.

Roger Berchtold im Einsatz gegen Basel Regio (Foto: Simon Abächerli)

Roger Berchtold im Einsatz gegen Basel Regio (Foto: Simon Abächerli)

 

Von Drachen und Bergen
Als Zweitklässler im Kanton Obwalden, genauer gesagt in Giswil, begann die Unihockey-Karriere von Roger Berchtold. Von den C-Junioren der Giswil Dragons wechselte er später zu Ad Astra Sarnen, als parallel zu den A-Junioren neu das Gefäss der U18 geschaffen wurde. Heute ist Ad Astra ohne Berchtold praktisch unvorstellbar.
Während ein Drache ein Wesen aus der Fabelwelt ist, das man sich in den Tälern der Innerschweiz vorstellen kann, arbeitet Berchtold seit diesem Sommer in einem hochspezialisierten Unternehmen in der Felstechnik als Infrastruktur-Ingenieur. Seine Firma ist auf Untertagebau, Felssicherung, Sprengtechnik und Spezialtiefbau spezialisiert. „Das härteste waren die Prüfungen im Frühling, als ich das Bachelor-Studium abschloss. Nun hoffe ich, dass ich alles gut mit dem Trainings- und Spielplan koordinieren kann“, sagt Roger Berchtold schmunzelnd. Seinen Job trat der 28-Jährige unmittelbar nach dem Czech Open Mitte August an.

 

Einfach und solid
Unerschütterlich wie ein Felsen, der sich durch gegnerisches Offensiv-Feuerwerk nicht beeindrucken lässt, steht Berchtold seit Jahren in der Ad-Astra-Defensive. „Das offensive Tanzbein lasse ich die Spieler schwingen, die auch die Fähigkeiten dafür mitbringen. Ich konzentriere mich darauf, meinen Job sauber und zuverlässig zu verrichten“, sagt Berchtold. Er überzeugt mit seiner Konstanz. Schwache Abende zieht er kaum ein.
Sarnen-Präsident Emmanuel Hofer lobt sein Abwehrbollwerk in höchsten Tönen: „Er ist mit seiner Einstellung und seiner authentischen Art ein echtes Vorbild für die jungen Spieler, die sich langsam an das NLB-Niveau herantasten. Ich weiss nicht, was ihn aus der Ruhe bringen könnte.“ Darauf angesprochen meint Berchtold: „Ich werde einfach nicht gerne gestresst. Vor einem Spiel habe ich eine gewisse Routine – da will ich zum Beispiel etwas mehr als drei Sekunden Zeit, nach dem Einlaufen die Hallenschuhe anzuziehen.“
Spektakulär wird es nur gelegentlich neben dem Feld. Vor längerer Zeit schaffte er es mit seinem prächtigen Vollbart bereits einmal in dieses Magazin. Ausserdem wurde im Vorfeld der Playoffs 2017 sein Spitzname im Team publik – „The Hulk“ wird er genannt, seit er sich nach einem wichtigen Sieg einmal das T-Shirt am eigenen Leibe zerrissen hatte.

Auch an der Nacht der Sterne gab Rogo den Hulk schon zum Besten:

 

Die Captain-WG
Diesen Sommer durfte Berchtold einige Spiele lang die Captain-Binde tragen, ehe Roman Schöni das Amt für den Saisonstart wieder übernahm. „Wir sind ein eingespieltes Duo und durften bereits als junge Spieler viel Verantwortung übernehmen. Egal, wer das gelbe Band trägt, wir arbeiten gut zusammen – und wenn ich ihn mal vertrete, müssen wir das Ding ja nicht zügeln“, spricht Berchtold die Tatsache an, dass er mit Schöni in einer WG wohnt.
Tatsächlich war Schöni bereits 2012 beim Sarner Aufstieg in die NLB Captain. Dieser Aufstieg ist auch Berchtolds schönste Unihockey-Erinnerung. Es ist eine ganze Gruppe von Spielern desselben Alters (Jahrgang 1989 und 1990), die seither zum Kern des Teams zusammengewachsen sind. 

Anm. d. Red: Für fast alle vom harten Kern hat Bärchi einen eigenen Handshake:

 

 

Ein zweiter Aufstieg?
Auf eine mögliche Wiederholung dieses Erfolgs angesprochen zeigt sich Berchtold zuversichtlich, aber nicht euphorisch: „Es wäre phantastisch, so etwas noch einmal zu erleben. Wir betreiben mittlerweile so viel Aufwand, dass es unser Ziel sein muss, das letzte Spiel der Saison zu gewinnen. Der Verein hat sich extrem entwickelt und professionalisiert. Und die Fans sind phantastisch – die wären ganz sicher bereit, noch einmal mit uns zu feiern.“ Tatsächlich: Mit über 300 Fans im Schnitt ist Sarnen der Publikums-Krösus der NLB.

Doch bestünde bei einem Aufstieg die Gefahr, dass viele Spieler zurücktreten? Dazu Berchtold: „Ein oder zwei Spieler sind derzeit wohl auf der Schlussgeraden ihrer Karriere. Die Vertreter „meiner“ Generation sind aber sicher noch drei bis vier Jahre dabei – dann muss man miteinander sprechen und schauen, dass der Verein keine Probleme kriegt. Doch wenn ich sehe, wie gut derzeit unsere U16- und U18-Junioren spielen, mache ich mir für die Zukunft keine Sorgen.“ Eines Tages möchte aber auch Berchtold etwas mehr seinem Hobby und Zweitsport nachgehen: „Ich spiele sehr gerne Tennis – derzeit halt leider nur im Mai und Juni.“

 

 

„Ein bisschen“ international
Seit Ende Juli hat Berchtold in der Person von Otto Moilanen einen neuen Cheftrainer. Auch auf dem Feld sind es mit Lauri Liikanen, Tatu Eronen und Robin Markström drei Skandinavier, die zu den wichtigsten Teamstützen gehören. „Otto hat uns von Anfang an mit seiner kompetenten Arbeit überzeugt. Die Akklimatisierung verlief reibungslos, obwohl er eher spät verpflichtet wurde. Er spricht sehr gut Deutsch, und wir haben ja bereits einen tschechischen Trainer gehabt, und früher einen Schweden. Das ist für das Team überhaupt kein Problem. Wir setzen so weit wie möglich auf Spieler aus der Region, sind dazu aber noch ein bisschen international“ sagt Berchtold.
In die laufende Saison startete Sarnen ansprechend, nach neun Spielen liegen die Innerschweizer mit 19 Punkten auf dem dritten Platz. Vor zwei Jahren erreichte Ad Astra bisher das einzige Mal die Aufstiegsplayoffs, unterlag dem UHC Thun aber mit 2:4 Siegen. Man darf gespannt sein, wie weit es die eingeschworene Truppe um das Duo Berchtold/Schöni im Frühjahr 2018 bringen wird.

 

Steckbrief

  • Geburtsdatum: 24.3.1989
  • Wohnort: Sachseln
  • Beruf: Infrastruktur-Ingenieur bei Gasser Felstechnik AG (persönliche Stärken: Kleinkraftwerke und Untertagbau)
  • Grösse/Gewicht: 188 cm/81 kg
  • Position: Verteidiger
  • Rückennummer: 27
  • Stationen: STV Giswil Dragons, Ad Astra Sarnen (ab U18)
  • Statistik: 26 Tore und 21 Assists in 6 NLB-Saisonsf

 

>> Lesetipp: Interview mit Roger Berchtold von Ad Astra Inside (Januar 2017)