Das Derby der Hoffnung

Die Unihockeyaner von Ad Astra Sarnen streben den dritten Saisonsieg an, Zug United kämpft um die Playoffs.

 

(Peter Birrer | Luzerner Zeitung) Es gibt Tage, an denen alles zu gelingen scheint, jeder Spielzug, jeder Abschluss, jedes Dribbling. Am 21. Dezember fand eine dieser Partien statt, in denen nie Zweifel aufkamen. Zug United führte schnell 2:0, nach 20 Minuten war das halbe Dutzend voll, am Ende stand es 11:3. Locker und leicht waren die drei Punkte eingefahren. Der Gegner an jenem Dienstagabend in der Stadthalle: Ad Astra Sarnen.

Allerdings lässt sich daraus nicht ableiten, dass sich die Zuger in einer komfortablen Situation befinden. Ihr erklärtes Ziel sind die Playoffs, bloss: Das Team von Trainer Antti Ruokonen hat keine Reserven und steckt mitten im Gerangel um einen der begehrten acht Plätze.

Nun liesse sich als eine Erklärung anführen, dass Corona immer wieder zu Ausfällen führte. Allerdings will das Adrian Furger nicht gelten lassen. «Das wäre eine Ausrede», sagt der 26-Jährige, der 2009 als Junior zu United wechselte und zu den Leistungsträgern gehört: «Wir haben die PS nicht im gewünschten Mass auf den Boden gebracht.» So formuliert das der Mann, der in seinem beruflichen Alltag als Lastwagenchauffeur unterwegs ist.

 

Für Zug United beginnt die heikle Phase

Furger hat mit Zug United einiges erlebt, den Aufstieg 2017, den Cupsieg 2020, Playoffs. Und: Er hat es auch zum Nationalspieler gebracht. Jetzt gerade gilt es, eine heikle Phase zu meistern und in den verbleibenden sieben Runden alles daranzusetzen, um die Position oberhalb des Strichs zu verteidigen. «Danach fängt quasi eine neue Meisterschaft an», sagt Furger, «wir sind eine Stimmungsmannschaft, der ich in den Playoffs einiges zutrauen würde.»

Seine Empfehlung in diesen Zeiten: Kühlen Kopf bewahren. Furger hat keine einfachen zwei Wochen hinter sich. Er infizierte sich – wie sieben Mitspieler – mit dem Coronavirus und erlebte unangenehme Stunden. «Ich lag zwei Tage komplett flach», sagt er, «ich hätte nicht geglaubt, dass mir das Virus derart zusetzen kann.» In der Isolation trainierte er, so gut das eben ging, in den eigenen vier Wänden. Als er am Montag das erste Mal wieder mit den Kollegen eine Einheit absolvierte, spürte er die Folgen der Erkrankung noch.

Trotzdem käme es ihm nicht in den Sinn, die Mannschaft im Stich zu lassen. Er will sie mitreissen, nicht primär mit Worten, sondern mit Taten: «Ich kann einiges an Erfahrung einbringen – und bin überzeugt, dass wir am Donnerstagabend bereit sind.»

Julian Lingg (am Ball) im Hinspiel in Zug (Foto: André Düsel)

 

Das Versprechen von Ad-Astra-Captain Oweling

Heute (Anpfiff 20 Uhr) geht es nach Sarnen, zum Derby gegen Ad Astra – in der Hoffnung, Schwung zu holen für die kommenden Wochen. Der Gegner war mit zwei Siegen ideal in die Saison gestartet, aber seither hat sich Niederlage an Niederlage gereiht – und die Obwaldner liegen am Tabellenende. Für Schlagzeilen sorgten sie nicht zuletzt Anfang November mit der Trennung von ihrem schwedischen Trainer Mikael Öhman, der wegen disziplinarischer Verfehlungen gehen musste.

Und jetzt? «Wir geben sicher nicht auf», sagt Erik Oweling, 22-jähriger Verteidiger und Teil der schwedischen Fraktion bei Ad Astra, «wir wollen endlich wieder einmal gewinnen». Oweling scheut sich nicht vor der Verantwortung. Er hat von Cornel von Wyl das Captainamt übernommen, was er überhaupt nicht als Last empfindet: «Ich mag es, im Team einer der Leader zu sein. Es ist mir eine Ehre, Captain zu sein.»

Erik Oweling führt sein Team neu als Captain aufs Feld (Foto: Swiss Unihockey)

 

Auch Ad Astra geht mit hohen Erwartungen in das heutige Derby, weil sich die Möglichkeit bietet, Schwung zu holen. Oweling denkt zwar nicht an die Playoffs, «das ist aktuell nicht sehr realistisch». Aber ein Sieg, glaubt er, könne doch einiges auslösen: «Wir haben es mehrmals verpasst, uns für gute Leistungen mit Punkten zu belohnen. Ich bin von der Qualität in unserem Kader überzeugt.»

Die Negativserie geht zwar nicht spurlos an Oweling vorbei, aber die gute Laune lässt er sich doch nicht rauben. Er, der im vergangenen Sommer nach Sarnen kam und dort mit seinem Landsmann Oliver Forslind eine WG bildet, hat neben seinem 60-Prozent-Pensum im Betrieb eines Ad-Astra-Sponsors und den Trainings Zeit, um die Region zu erkunden.

Er fühlt sich wohl – und doch weiss er nicht, ob er auch nächste Saison hier sein wird. «Damit beschäftige ich mich derzeit nicht», sagt er, «ich denke nur an die Gegenwart.» Die besteht für ihn und sein Team aus der heutigen Aufgabe gegen Zug United: «Ich freue mich auf dieses Derby. Und ich kann eines versprechen: Wir kämpfen bis zum Umfallen.»