André Küchler: „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“

Ad Astra Sarnen spielt auch in der kommenden Saison in der NLA. Wegen Corona gibt es im Unihockey weder Auf- noch Absteiger. Präsident André Küchler sagt im Interview mit Melk von Flüe von der Obwaldner Zeitung, wie es personell weitergeht, wo er seinen Verein langfristig sieht und wieso Sarnen mit Ambri-Piotta verglichen wird.

 

André Küchler, zum zweiten Mal in Folge hat Ad Astra Sarnen den Ligaerhalt am grünen Tisch geschafft. Haben Sie nach dem Entscheid aufgeatmet? Das Team lag ja abgeschlagen am Tabellenende.

Ich habe weder aufgeatmet noch hat mir der Entscheid Freude bereitet. Uns wurde eher etwas gestohlen als geschenkt.

 

Was wurde Ihnen gestohlen?

Die Chance, uns sportlich zu beweisen. Wir hätten gerne auf dem normalen Weg gezeigt, dass wir in die NLA gehören. Ich bin überzeugt, dass wir in den Playouts nicht untergegangen wären.

 

Wie beurteilen Sie die Saison im Rückblick?

Nach dem happigen Startprogramm kam schon bald der Saisonunterbruch. Bis dahin haben wir den Rhythmus nie gefunden. Nach dem erzwungenen Trainerwechsel begann es besser zu laufen, die Rädchen haben besser ineinandergegriffen. Langsam stellten sich die ersten Erfolge ein.

 

Dennoch dauerte es bis zum 11. Spieltag, bis die ersten Punkte aufs Konto kamen.

Der Sieg im Derby gegen Zug war eine grosse Erlösung. Danach folgte das Spiel gegen St. Gallen, in welchem wir für eine über weite Strecken sehr gute Leistung immerhin mit einem Punkt belohnt wurden. Chur haben wir beim 8:3-Sieg dominiert und die spielten noch um die Playoffqualifikation. Diese Auftritte haben bestätigt, dass wir in der NLA bestehen können.

 

Der Tabellenrang ist der gleiche wie in eurer ersten NLA-Saison, siebenmal setzte es zweistellige Niederlagen ab. Haben Sie trotzdem Fortschritte gegenüber der vergangenen Saison gesehen?

Wir sind stocktechnisch und tempomässig auf einem anderen Level. Die Physis in Kombination mit der Geschwindigkeit ist das A und O in der NLA. Diesbezüglich haben wir uns verbessert. In der letzten Saison mussten wir oft eingestehen, dass es auf diesem Level einfach nicht reicht. Das ist jetzt nicht mehr so.

 

Sie sehen Ad Astra Sarnen also langfristig in der NLA?

Ja, aber sicher nicht ganz vorne. Früher oder später möchten wir auch mal um Platz 8 und die Playoffqualifikation mitspielen und nicht mehr als designierter Absteiger gelten. Dieses Ziel verfolgen wir aber nicht auf Biegen und Brechen. Wir wollen weiterhin vor allem mit einheimischen Spielern auftreten. Und wir sind als Club auch für auswärtige Spieler attraktiver geworden. Wir spielen in der NLA, bei uns ist der Umgang familiär und wir haben ein tolles Publikum. Man hat uns schon als Ambri des Unihockeys bezeichnet. Dieser Vergleich gefällt mir.

„Der Vergleich von Ad Astra mit Ambri gefällt mir.“

 

Im Hinblick auf die nächste Saison braucht Ad Astra dringend neue Spieler, es steht ein Umbruch an. Mit Captain Roman Schöni, Roger Berchtold, Valerio Läubli, Jonas Höltschi und Jonas von Wyl verliert Ad Astra einige gestandene Spieler und Identifikationsfiguren.

Diese Abgänge sind hart für uns. Nur ein Beispiel: Roman Schöni hat für uns 300 Skorerpunkte in der NLB und 30 in der NLA erzielt. Das ist der Horror, wenn so ein Spieler aufhört. Es ist aber eine Chance für die jüngeren Spieler, aus dem Schatten dieser arrivierten Kräfte zu treten und zu zeigen, was sie können.

 

Mit Robin Markström verliert Ad Astra auch seinen besten Ausländer, er geht zurück nach Schweden. Auch ihn werden Sie schmerzlich vermissen.

Ganz sicher. Er war ein Paradeausländer, mit Leib und Seele dabei und bestens integriert in Obwalden. Wir hätten den Umbruch gerne mit ihm als Zugpferd angegangen. Natürlich versuchen wir, ihn optimal zu ersetzen. Es laufen intensive Gespräche, aber der Markt ist schwierig. Wir möchten Tuukka Haudanlampi unbedingt halten, aber er spielt zu gut. Er ist zu höherem berufen, doch wir unternehmen alles, damit er bleibt. Bei Luca Rizzi stehen die Zeichen eher auf Abschied.

André Küchler: „Man hat uns schon als Ambri des Unihockeys bezeichnet. Dieser Vergleich gefällt mir.“

 

Offen ist auch die Trainerfrage. Bleibt Michal Rybka?

Wir sind zuversichtlich, konkrete Gespräche mit ihm laufen. Als er nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Eetu Vehanen übernahm, wehte ein neuer Wind. Mit Rybka spielen wir aber auch resultatorientierter. Vehanen hatte die Aufgabe, viele junge Spieler ans NLA-Niveau heranzuführen. Mit ihm würden wir gerne im Juniorenbereich weiterarbeiten.

 

Die Saison hat bestimmt für finanzielle Schäden gesorgt, es gab praktisch keine Zuschauereinnahmen. Wie schlimm steht es um die Finanzen?

Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Klar fehlen uns die Zuschauereinnahmen. Wir hatten aber auch tiefere Kosten und erhielten grosszügige Spenden aus dem Obwaldner Hilfsfonds, von einzelnen Partnern und vom Verband. Von den Sponsoren ist auch keiner ausgestiegen.

 

Was wünschen Sie sich für die kommenden Saison?

Ein paar Zuzüge und dass unsere neuen Zugpferde aus dem Schatten der Abgänge treten und einen Sprung nach vorne machen. Und Zuschauer natürlich: Es wäre schön, wieder Unihockey-Feste zu feiern.