„Es braucht endlich eine faire Beteiligung an den Infrastrukturkosten“
Ad Astra-Präsident Roger Berchtold spricht über eine starke Saison – und eine finanzielle Last, die den Verein zunehmend ausbremst.
Das Interview aus der Obwaldner Zeitung vom 14. Mai.

Trotz der angespannten finanziellen Lage hat Ad Astra-Präsident Roger Berchtold das Lachen nicht verloren (Foto: Anja Kiser)
Roger Berchtold, Du blickst mit Ad Astra auf eine sportlich erfolgreiche Saison zurück. Wie fällt die Bilanz aus?
Roger Berchtold: Es war tatsächlich eine sehr erfreuliche Saison. Nach einem durchzogenen Start hat sich unser NLB-Team stark gesteigert, besonders in den Playoffs. Dass unser Fanionteam am Ende sogar die Aufstiegsspiele zur NLA erreichen würde, war nicht absehbar. Die Mannschaft hat nicht nur sportlich überzeugt, sondern auch die Begeisterung für Unihockey in der Region neu entfacht. Es war spürbar, wie viel Energie und Zusammenhalt zurückgekommen ist. Das tut dem Verein gut. Zudem ist dieser unerwartete Erfolg inspirierend für unsere Mädchen und Buben in den Juniorenteams.
Stichwort Junioren-Abteilung: Wie hat sich die Nachwuchsarbeit entwickelt?
Berchtold: So, wie wir es uns erhofft haben. Unsere Nachwuchs-Abteilung steht heute auf einem stabilen Fundament. Das war ein strategisches Ziel. Es freut uns sehr, dass die Qualität der Ausbildung Früchte trägt. Dies ist das Verdienst der hervorragenden Arbeit unserer Nachwuchs-Kommission. Und es ist auch der Zusammenarbeit mit Power Wave Buochs und Floorball Uri zu verdanken. Gemeinsam gelingt es uns, auf allen Altersstufen konkurrenzfähige Teams zu stellen.
Ein schöner Erfolg war zudem, dass Janik Kürschner Anfang Mai mit der Schweizer U19-Nationalmannschaft die WM-Bronzemedaille gewann. Das zeigt, was mit gezielter Förderung möglich ist.
Ein weiterer Schritt ist die Integration des SC Hüetli ins Vereinsleben.
Berchtold: Genau. Wir wollen nicht nur ambitionierte Unihockeyaner fördern, sondern ebenso ein Angebot im Breitensport ermöglichen. Umso mehr freut es mich, dass ab der kommenden Saison erstmals ein Team mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung unter dem Dach von Ad Astra spielen wird. Für uns ist das ein Zeichen gelebter Inklusion und darüber hinaus eine echte Bereicherung für den Verein.
Trotz sportlichem Erfolg bleibt die finanzielle Lage angespannt. Woran liegt das?
Berchtold: Es ist ein ständiger Kraftakt, die Rechnung auszugleichen. Und dies, obwohl wir an allen Ecken den Sparhebel angesetzt haben. Die Geschäftsstelle wurde aufgelöst, unsere Juniorentrainer haben im letzten Jahr freiwillig auf ihre Entschädigungen verzichtet, das NLB-Team reist mit Privatautos statt mit dem Car zu den Auswärtsspielen. Das sind nur einige Beispiele. Am grössten Klotz beissen wir uns jedoch die Zähne aus: Die Kosten für die Infrastruktur. Weil die öffentlichen Kapazitäten schlicht nicht ausreichen, müssen wir seit Jahren eine eigene Trainingshalle mieten. Dies kostet uns jährlich einen hohen fünfstelligen Betrag. Ohne diese Halle könnten wir unseren Trainingsbetrieb nicht aufrechterhalten, vor allem nicht im Nachwuchs.
Was uns dabei besonders frustriert: Trotz intensiven Gesprächen und mehreren Anträgen erhalten wir bis heute keine substanzielle und wiederkehrende Unterstützung von Gemeinde oder Kanton. Auf die Dauer ist diese Lage für uns schlicht nicht tragbar. Das ist frustrierend für alle, die sich im Vorstand und im Umfeld des Vereins mit viel Herzblut fürs Gemeinwohl engagieren.
Wie gleicht ihr diese Kosten aus?
Berchtold: Nur dank enormem Engagement von vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Wir betreiben aktives Sponsoring, organisieren diverse Anlässe, suchen Gönner. Aber das bedeutet auch: Wir sind dauernd am Rotieren. Das Sponsoring weiter auszubauen ist schwierig – allein schon, die bestehenden Partner zu halten, ist heute eine Herausforderung. Wir investieren viel in diese Beziehungen, und wir können allen unseren Sponsoren nur Danke sagen für ihre Treue. Trotzdem: Manchmal fühlt es sich an, als wären wir eine Fundraising-Organisation – dabei sind wir ein Sportverein, der 180 Kindern und Jugendlichen eine sportliche Heimat bietet. Das zehrt an der Motivation all jener, die sich ehrenamtlich engagieren. Und ganz ehrlich: Niemand bettelt gerne Jahr für Jahr um Unterstützung. Aber wir kommen im Moment schlicht nicht darum herum.
Was fordert ihr konkret von der öffentlichen Hand?
Berchtold: Wir wünschen uns eine faire, dauerhafte Beteiligung an den Infrastrukturkosten. Nicht mehr und nicht weniger. Unsere Trainingshalle entlastet die öffentliche Infrastruktur, sie schafft Raum für andere Vereine. Dass wir diese Leistung erbringen und gleichzeitig die Last alleine tragen müssen, ist nicht gerecht. Wir fordern keine Sonderbehandlung, aber wir erwarten Gleichbehandlung.