Neustart mit neuem Coach

Der Tscheche Tomas Chrapek (40) gibt am Sonntag gegen Köniz seinen Einstand als Trainer der NLA-Unihockeyaner von Ad Astra Sarnen. Er versucht, neue Ideen einzubringen.

 

(Peter Birrer | Luzerner Zeitung) Mitte November rechnet Tomas Chrapek damit, das Geschehen vorderhand nur als aufmerksamer Beobachter zu verfolgen. Bei NLB-Verein Unihockey Langenthal Aarwangen (ULA) ist der Trainer nach etwas mehr als vier Jahren freigestellt worden, aber eine lange Pause legt er dann doch nicht ein. Weil sich die Verantwortlichen von NLA-Club Ad Astra Sarnen bei ihm melden. Zwei Wochen zuvor haben sie Mikael Öhman entlassen, nun suchen sie einen neuen Coach. Chrapek freut sich über das Interesse, aber er lässt ein paar Tage verstreichen, bis er zusagt.

Tomas Chrapek bei der Vertrags-Unterzeichnung

 

Er benötigt die Zeit, um sich klar darüber zu werden, was dieses Engagement an Aufwand mit sich bringt. Er lebt und arbeitet in Langenthal, bislang profitierte er von kurzen Wegen, wenn es um den Sport ging. Aber der Reiz, die Bühne der NLA zu betreten, ist gross, seine Liebe zum Unihockey grenzenlos. Also signalisiert er Bereitschaft, das Amt zu übernehmen, zunächst einmal bis Ende dieser Saison. «Bis dahin sehen wir, wie das funktioniert», sagt Chrapek, «und ob der Club und ich überhaupt zusammenpassen.» Nun fährt er pro Woche bis zu vier Mal nach Sarnen, das bedeutet jedes Mal: 80 Kilometer hin, 80 wieder zurück.

 

2010 holt er an der WM Bronze mit Tschechien

In seiner Heimat Tschechien entdeckt er früh schon den Sport. Ostrava, die drittgrösste Stadt des Landes, hat einiges zu bieten: Dank Banik Ostrava ist der Fussball populär, und Vitkovice ist ein Verein in der höchsten Eishockey-Liga. Einen hohen Stellenwert geniesst auch das Unihockey. Tomas Chrapek kickt als Kind gerne, aber ihn zieht es in die Halle: Aus ihm wird ein Unihockeyaner, ein erfolgreicher dazu. Der Verteidiger bringt es in die Nationalmannschaft, mit der er im Jahr 2010 an der WM in Finnland Bronze erringt. Im Spiel um Platz 3 besiegen die Tschechen die Schweiz 9:3.

Damals ist Chrapek bereits im Ausland engagiert – in der NLA beim UHC Grünenmatt im Emmental. Nach drei Saisons wechselt er zu Langenthal Aarwangen in die NLB, beendet zwei Jahre später seine Karriere als Spieler und fängt als Trainer an. Zunächst assistiert er während zweier Jahre den Coach bei Grünenmatt, bevor er selber bei ULA einsteigt. Bis dieses Engagement Mitte November 2021 zu Ende geht.

Chrapek investierte immer schon viel in seine Leidenschaft, sei es als Spieler oder danach als Trainer. Aber nie verdiente er damit Geld. In Tschechien schätzte er sich glücklich, wenn er in seiner Aktivzeit das Equipment nicht selber bezahlen musste. Auch in der Schweiz war er stets darauf angewiesen, einer Arbeit nachzugehen. Als er bei Grünenmatt unterschrieb, bekam er eine Stelle in einer Möbelfirma, lieferte Ware aus, verlegte aber auch Böden. Inzwischen ist er als Mechaniker tätig. Die Stunden, die ihm daneben bleiben, widmet er seiner Frau. Und nun zu einem grossen Teil wieder dem Unihockey. In Sarnen hat er in den ersten Wochen eine willige Mannschaft angetroffen, eine, der er ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen vermitteln möchte, um die lange Serie der Erfolglosigkeit zu beenden. «Ich versuche, neue Ideen einzubringen», sagt der 40-jährige Chrapek. Zum Beispiel?

«Wir müssen aktiver werden, mehr Ballbesitz anstreben als bisher und dadurch mehr Torchancen kreieren.»

 

Erinnerungen an den Playoff-Halbfinal 2019

Ganz neu ist für Chrapek das Team von Ad Astra nicht. Im Frühjahr 2019 traf er als Trainer mit Langenthal Aarwangen im Halbfinal der NLB-Playoffs auf die Obwaldner, die sich gegen die Oberaargauer durchsetzten und schliesslich auch den Aufstieg realisierten. Nun gibt er am Sonntag um 16 Uhr seinen Einstand: Der Tabellenvorletzte trifft auswärts auf den Tabellenzweiten Floorball Köniz. Die Meisterschaft war zuletzt wegen der WM in Finnland für einen Monat unterbrochen worden.

Noch vor Weihnachten steht eine weitere Partie auf dem Programm, ebenfalls in einer fremden Halle. Am Dienstag kommt es zum Duell mit Zug United. «Es ist schwer abschätzbar, wozu wir in der Lage sind», sagt Tomas Chrapek.

«Aber sicher ist: Die Aufgabe ist äusserst reizvoll. Ich freue mich, dass es endlich richtig losgeht.»

 

Die nächsten Spiele:

  • Sonntag, 19. Dezember | 16:00 Uhr: Floorball Köniz – Ad Astra Sarnen (Sporthallen Weissenstein, Bern)
  • Dienstag, 21. Dezember | 19:45 Uhr: Zug United – Ad Astra Sarnen (Stadthalle Herti, Zug)

Beide Spiele können wie gewohnt kostenlos im Livestream auf swissunihockey.tv verfolgt werden.