Öhmans zweite Familie

Der schwedische Trainer Mikael Öhman schwärmt vom Leben in Sarnen – und lobt die Einstellung seiner Spieler.

 

(Peter Birrer | Luzerner Zeitung) Als Mikael Öhman 26 ist, erhält er das Angebot aus der Schweiz, Lok Reinach möchte ihn als Trainer verpflichten. Ihn reizt das Abenteuer, das schon, und doch stellt er sich Fragen. Soll er das gemachte Nest verlassen? Was erwartet ihn in der Fremde? Grossen Einfluss auf die Entscheidungsfindung hat der Vater, der ihm sagt: «Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Dass es nicht so klappt, wie du es dir vorgestellt hast. Dann findest du dein Glück anderswo.»

Die Worte hat «Micke» Öhman heute noch im Ohr, Worte, die ihn geprägt haben in seinem Tun. Er ist noch vor der Jahrtausendwende aufgebrochen und hat es nie bereut, diesen Schritt gewagt zu haben. «So ticken wir nun in unserer Familie», sagt er, «wir folgen unseren Träumen.»

48 ist er heute, seine Liebe zum Unihockey ist ungebrochen. In Reinach leistet er ganze Arbeit mit dem Aufstieg in die NLA. Nach der Rückkehr in die Heimat erwirbt er sich einen Namen als Trainer mit einem vorzüglichen Auge für Talente.

 

Micke Öhman (links) und sein Landsmann Mathias Hagert verfolgen das Spielgeschehen aufmerksam (Foto: Michael Peter)

 

Die grosse Lust auf die Luftveränderung

Der exzellente Ausbildner braucht sich um seine sportliche Zukunft nie Sorgen zu machen. Er könnte bei Djurgardens IF weitermachen, dem Club seines Herzens, dessen Logo er sich als Tattoo auf den Oberarm stechen liess. Aber in diesem Sommer verspürt er Lust auf eine Luftveränderung, und da ist ja diese gute Erinnerung an die Schweiz, dieser Gedanke auch, den er immer in sich getragen hat: «Eines Tages will ich dorthin zurückkehren.» Er spürt Verwunderung, auch Irritation von Leuten, die seinen Entscheid nicht nachvollziehen können. Doch das bringt ihn nicht von seinem Entscheid ab.

Ad Astra Sarnen bietet sich als Option an, nicht die erste Adresse zwar, was den Erfolg angeht, für ihn aber eine ideale Bühne, um eine Mannschaft zu entwickeln. Er einigt sich mit den Obwaldnern auf einen Zweijahresvertrag, zieht in die Zentralschweiz – und er fühlt sich nie allein. Die Frau und die zwei Töchter, die weiterhin in Schweden leben, besuchen ihn regelmässig. Und Ad Astra ist für ihn wie eine zweite Familie. «Sarnen ist vielleicht nicht das beste Team, aber ein fantastischer Club», sagt Öhman, «man hilft sich gegenseitig, man geht freundlich miteinander um. Ich fühle mich extrem wohl hier.» Dann fügt er mit einem Schmunzeln an: «Kaum ist meine Frau zurück in Schweden, bucht sie den nächsten Flug in die Schweiz. Ihr gefällt es so gut hier.» Öhman schwärmt von der hohen Lebensqualität, von der Aussicht, die er in seinem Wohnort Sachseln hat, von der Einstellung seiner Spieler, die gewillt sind, zu lernen und Fortschritte zu machen.

 

Der Trainer, der nebenbei einer Arbeit nachgeht

Seine Tage sind aber nicht nur mit Unihockey ausgefüllt. In einer Holzbaufirma ist er in der Werkstatt tätig, und er hat Spass daran. «Nette Leute» hat er um sich herum, und Öhman hat stets schon so funktioniert: «Wenn ich mir in meinem Leben schöne Dinge leisten will, muss ich dafür auch etwas tun.» Und wenn er etwas tut, dann auch mit bedingungsloser Hingabe: «Alles oder nichts, das ist meine Devise.»

Ferien mit seiner Familie sind ihm wichtig, die Öhmans haben sich in Spanien unweit von Alicante eine Wohnung gekauft. Und wenn Öhman nicht an der Arbeit ist, nicht in der Halle in Sarnen oder im Süden, hat er eine andere Aufgabe: Er steht in seinem dritten Jahr als Nationalcoach der Ukraine.

 

Öhmans kollegialer Umgang mit den Spielern

André Küchler, Präsident von Ad Astra, bezeichnet Öhman als Trainer, der Wert auf Akribie legt – und bei Niederlagen unausstehlich sein kann. «Er hat die Fähigkeiten, die Jungen auf ein höheres Niveau zu bringen», sagt Küchler, «wir erhoffen uns von ihm, als Club in zwei Jahren besser aufgestellt zu sein.»

Öhman hat schwedische Spieler nach Sarnen gelotst, allen voran Weltstar Alexander Rudd, aber auch Erik Oweling, eine seiner Entdeckungen. Mit dem Team pflegt er einen kollegialen Umgang, er beschreibt seine Philosophie so: «Ich will ein Freund der Spieler sein. Weil ich überzeugt bin, dass sich so mehr aus ihnen herausholen lässt.» Manchmal trifft er sich mit Rudd auf dem Golfplatz, manchmal ist die schwedische Fraktion im Fitnessstudio anzutreffen. «Ich habe hier eine Mission», meldet Öhman, «ich will Ad Astra besser machen. Bis jetzt kann ich mit gutem Gewissen sagen: Es hat sich gelohnt, in die Schweiz zurückgekehrt zu sein.»

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